ZIRKUS – Tagebuch 02.03.20










Vorfreude ist die schönste Freude –
Ein Zirkus-Tagebuch von Angelika Oelgeklaus, Teil 3 (02.03.2020)
„Zugabe! Zugabe! Zugabe!“, rufen ca. 300 Kinder und ein paar Erwachsene bereits am Montagmorgen im vollen Zirkuszelt. Die Vorstellung der Eltern, Lehrerinnen, Mitarbeiterinnen der OGGS, Bufdis und Praktikantinnen für die Schülerinnen und Schüler ist gerade zu Ende gegangen und das Zelt tobt. Die Präsentation war begeisternd, witzig und bewundernswert. Wow! Und durchaus beeindruckend, wenn man bedenkt, dass eigentlich nur die Fortbildung am Donnerstag zur Verfügung stand, um dieses Programm auf die Beine zu stellen. Alexander Koplin, der Zirkusdirektor, kommt in die Manege und fragt in die Runde: „Ihr wollt eine Zugabe?“ – „Jaaaaa!“, schrillt es von allen Seiten zurück. – „Gut, Ihr bekommt die Zugabe! Es gibt insgesamt vier, und zwar von Euch selbst am kommenden Freitag und Samstag, eine nach jeder Vorstellung!“ Da sind alle Kinder zunächst etwas sprachlos, aber dann dämmert es ihnen: Wie schön muss es sein, selbst den Applaus in Empfang zu nehmen?! Das ist natürlich Ansporn und weckt Vorfreude auf die eigenen Darbietungen. Denn am Ende der Woche werden sie im Mittelpunkt stehen, in der Manege und den verdienten Beifall von den Erwachsenen ernten.
Aber zunächst geht es einige Schritte zurück. Ich drücke sozusagen die Reset-Taste… Während um 9.30 Uhr der Schulgong die große Pause für die Schulkinder einläutet, die nun lärmend um das Zirkuszelt kreisen, treffen sich im Innern des Zelts u.a. Eltern und Lehrerinnen, um im Schnelldurchgang die am vergangenen Donnerstag einstudierte Choreografie zu wiederholen. Denn eine halbe Stunde später, um 10.00 Uhr, öffnet sich der Vorhang für die Vorstellung. Alexander, Janina und Nina waren bereits am Donnerstag da, sind auch jetzt wieder anwesend und geben letzte Instruktionen. Danach wird noch einmal mit Janina und Nina geübt. Alle hören auf das Kommando: „Allez hepp!“ Alexander optimiert unterdessen die Einstellungen an den Scheinwerfern. Es geht zack, zack und die kurze Probe klappt reibungslos.
Und dann startet die Vorstellung. Die Kinder strömen aufgeregt in das Zirkusrund und warten gespannt auf die Darbietungen. Die Nervosität steigt auf beiden Seiten. Es wird still, der Zirkusdirektor schreitet durch den Vorhang, tritt in die Manege und berichtet den Kindern, dass hinter dem Vorhang einige Personen stehen, die tatsächlich zittern. Ob es denn wohl Kälte sei, die sie zum Zittern bringt? „Nein“, schallt es im Chor. „Was könnte es denn sonst sein?“, möchte er wissen. „Ah, Lampenfieber, ja genau, das könnte es sein!“ „Was kann man denn dagegen tun?“, fragt er und nennt nach einer kunstvollen Pause selbst folgende Möglichkeiten: „Die erste ist, Scheinwerfer aus, und man wird erst gar nicht erkannt. Aber die zweite Möglichkeit ist Applaus. Man kann das Lampenfieber einfach wegklatschen!“ Und prompt setzt das Klatschen vieler, vieler Kinderhände ein. Untermalt von fetziger Musik geht es jetzt wirklich los!
Die Zauberkunst beginnt, und wer zaubert, darf seine Zaubertricks nicht verraten. Die Zauberkunst ist nämlich die Kunst, Illusionen entstehen zu lassen. Und diese Geheimnisse hütet ein Zaubererkodex. Und es gibt noch einen weiteren ungeschriebenen Kodex, nämlich anderen die Vorfreude nicht zu verderben, und deshalb versucht die Autorin dieses Tagebuchs den fast akrobatischen Spagat, Neugier zu wecken, aber geheimnisvoll zu bleiben. Deshalb bleibt alles Folgende etwas vage und rätselhaft: Also Claudia Post und Silke Foitzik zaubern da irgendetwas aus bunten Röhrchen, vielleicht auch aus dem Hut?! Dinge verschwinden und tauchen wieder auf! Und Simone Lammers, Mutter einer Tochter der dritten und eines Sohnes der ersten Klassen scheint irgendetwas zu grillen. Es qualmt auf jeden Fall ordentlich!
Dann kommen die Clowns. Ein herrliches Trio aus den Lehrerinnen Katja Körber und Marion Wahlbrink sowie Stephanie Milewski, deren Tochter die dritte Klasse besucht. Es geht um einen Rollmops, einen Hering und einen Haifisch. Und dass der Haifisch Zähne hat, das weiß man bekanntlich ja… Dann wird noch viel gesummt, und es passiert etwas mit Honig. Janina begleitet heute die Dreiergruppe bei einigen Nummern. Es ist auf jeden Fall sehr lustig, und alle haben großen Spaß!
Dann gibt es Akrobatik, einfach großartig – und natürlich die Fakire, wobei die Pädagogin Pia Simone das Liegen auf dem Nagelbrett formvollendet vollzieht! Und die farbige und fluoreszierende Collage der Jongleure ist eine Augenweide!
Aber mehr möchte ich nun wirklich nicht verraten… Es lohnt sich, soviel sei gesagt und versprochen!
Unter den heutigen Zuschauerinnen und Zuschauern befindet sich eine große Gruppe von insgesamt 19 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe des Berufskollegs Ibbenbüren. Nach dem Ende ihrer Schullaufbahn erwerben diese jungen Erwachsenen nicht nur die allgemeine Hochschulreife (Abitur), sondern auch einen Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin bzw. Erzieher. Aber ganz soweit ist es noch nicht. Die Gymnasiasten befinden sich im ersten Ausbildungsjahr und die Zeit an der Mauritiusschule stellt den zweiten praktischen Teil innerhalb ihrer Ausbildung dar. Die angehenden Erzieherinnen und Erzieher unterstützen in den nächsten Tagen die einzelnen Kindergruppen zusätzlich. Im Januar waren sie für einige Wochen in Kindergärten, jetzt und hier geht es mit dem Zirkus weiter. Sie sind zusammen mit ihrem Lehrer Daniel Brüggemann vor Ort, der sie ebenfalls in den nächsten Tage in berufspraktischen Dingen betreuen wird. Im Rahmen des Zirkusprojekts profitieren sowohl die Mauritiusschule als auch das Berufskolleg von dieser Kooperation. Vielen Dank vorab für Ihren und Euren Einsatz!
Nach der kurzweiligen und vergnüglichen Vorstellung werden im Anschluss alle Kinder ihren Gruppen und Betreuern zugeordnet. Nun erhalten sie erste Anweisungen vom Zirkusdirektor. Sein lobendes Statement am Ende des ersten Zirkustages lautet: „Ich bin sehr zufrieden!“ Das klingt sehr vielversprechend und macht Lust auf mehr!